Treffen mit den katholischen Priestern der Donaustadt

Schon vor dem offiziellen Beginn der Vesper, die für 19.00 Uhr angesetzt war, tummelte man sich ins Gotteshaus. Währenddessen wurden noch im Pfarrsaal die letzten Vorbereitungen für den anschließenden Empfang vorbereitet. Die Frauenkommission, Mitglieder des Jugendrats und unzählige Helferinnen und Helfer deckten und dekorierten die Tische.

Im Gotteshaus waren etwa 200 Gläubige der St. Petrus und Paulus Gemeinde und etwa 30 römisch-katholische Gäste, die gemeinsam mit seiner Eminenz Erzbischof Mor Julius Jesu Cicek einen ökumenischen Gottesdienst feiern wollten. Der Bischof hatte seine Reise nach Wien eigens vorverschoben, um bei diesem Treffen dabei sein zu können.

In der syrisch-orthodoxen Liturgie gibt es acht unterschiedliche Töne einen Gottesdienst zu zelebrieren. Je nach Wochentag und Anlass wird in dem passenden Ton gesungen.

Die Vesper wurde in Aramäisch, der Sprache Jesu gehalten. Das "Glaubensbekenntnis" haben die ehrenwerten Gäste - katholische Priester und Mitglieder ihrer Gemeinden - auf Deutsch gebetet.

Im Anschluss an das Abendgebet luden der Erzbischof und Abuna Sami die Gäste zu einer Fragestunde ein. Es wurden diverse Fragen gestellt und beantwortet.

Unter Anderem wollte man wissen, wie und wo die Kinder die Aramäische Sprache erlernen. In Österreich ist die syrisch-orthodoxe Kirche anerkannt, d.h., die Religion darf offiziell in öffentlichen Schulen unterrichtet werden. In diesem Unterricht erlernen die Kinder neben der Religion auch die Sprache, Kultur und Tradition ihres Volkes, der Suryoye.
Eine andere Frage betraf die Rechte der Frau in der Gesellschaft. Bei den Suryoye ist es so, dass die Frau dem Mann gleich gestellt ist. Da das Volk allerdings aus überwiegend moslemischen Gebieten ausgewandert ist - wo die Frau dem Mann untergeordnet ist - hat eine Art Verhaltensanpassung an das Gebiet stattgefunden. Jedoch ist es offiziell so, dass es keinen Unterschied zwischen Mann und Frau in der Gesellschaft gibt.
Auch wollte man wissen, wie lange die Heilige Messe dauert und ob alle immer pünktlich erscheinen und auch die gesamte Messe mitfeiern. Die Gesamtlänge der Heiligen Messe dauert etwa - je nach Anlass - zwischen zwei und drei Stunden. Die Gläubigen versuchen pünktlich zu sein, jedoch spätestens zu Beginn der Messe, also nach dem Vorgottesdienst - der Priester und die Ministranten sind am Altar - befinden sich alle im Gotteshaus.

Nachdem das Bedürfnis nach Wissen über die syrisch-orthodoxe Religion gestillt wurde, ging man gemeinsam in den Pfarrsaal. Das leibliche Wohl darf natürlich auch nicht zu kurz kommen!

Begrüßungsworte - sowohl vom Bischof als auch von Abuna Sami - und ein gemeinsames Tischgebet eröffneten den Abend. In netter Atmosphäre wurden syrisch-aramäische Delikatessen wie Kutle (Getreidegrießknödel mit Faschiertem gefüllt), Schamburak (Teigtaschen mit Fleischfülle), Lahmacun (Fleischpizza), Apprach (gefüllte Weintraubenblätter), Dolma (gefüllte Melanzani, Paprika, Zucchini) u.v.a. serviert und genossen. Als typisches Getränk der Suryoye durften Dau'ghe (Joghurtdrink) natürlich nicht fehlen!

Und da man bei einer Feier Musik und Tanz nie missen sollte, hatte Rafael Ücel - begleitet von seinem Bruder Thomas am Keyboard - einen gelungenen Auftritt. Gemeinsam mit seinen beiden Background-Sängerinnen Sandra Bakac und Nathalie Ücel sang er für die Tanzgruppe u.a. die "Bagiye" und noch einige andere Lieder. Jeder große Superstar würde Rafael sicher beneiden, denn kaum ein Zweiter hat derart hinreißende Sängerinnen und Tänzerinnen um sich herum! Das Publikum, allen voran der Bischof, die Pfarrer und auch die Gäste amüsierte diese Show-Einlage und tobender Applaus war der Lohn für die jungen Künstler!

Pater Erwin, Dekan des 22. Bezirks, stellte in seiner Rede u.a. die katholischen Priester und Gäste vor, die von der St. Petrus und Paulus Gemeinde aufs Herzlichste willkommen geheißen und empfangen wurden! Auch sprach er über die harmonische Zusammenarbeit mit der syrisch-orthodoxen Kirche, was wohl jeden besonders freute.

Diakon Ishak Alkan gab - trotz Verkühlung und teilweisen Stimmausfall - einen Hymnus zum Besten. Unterstützt durch den stimmlich perfekten Einsatz des Bischofs, war das Duett ein spiritueller Genuss.

Bis etwa 22.00 Uhr unterhielt man sich noch in angenehmer Atmosphäre und tauschte Erfahrungen und Informationen aus.

Ein ökumenisches Zusammenkommen ist ein wunderbares Geschenk, das man immer wieder erleben und auch weitergeben sollte.


Da die Fotos jetzt hier größer zu sehen sind, werden sie nicht mehr extra zum Download angeboten!
Wir danken für das Verständnis!

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