Gedenktag des Heiligen Mor Schemun d'Zayte / Diavortrag von Prof. Hans Hollerweger

Ein besonderer Tag für die St. Petrus und Paulus Pfarrgemeinde. Nach einer verregneten Woche sollte uns ein sonniger Tag und ein besonderer Diavortag über unsere Heimat Tur Abdin an diesem Sonntag das Herz erwärmen.

Ab ca. 10.30 Uhr zelebrierte Abuna Sami gemeinsam mit dem eigens aus Linz angereisten Abuna Hans Hollerweger die Heilige Messe. An diesem Tag wurde an den Heiligen Mor Schemun d'Zayte gedacht. Der Gottesdienst wurde ganz im Namen des Heiligen gefeiert. Elias Özkaya las aus dem Paulus Brief an die Römer (6,1-14).

Die Predigt von Abuna Hans war sehr beeindruckend. Jesus lud die Menschen ein, ihm zu folgen. Er rief jene auf, die mühselig und beladen seien, sein Joch auf sich zu nehmen, denn sein Joch sei sanft, seine Last leicht. Die Menschen sollen sich nicht fürchten seinen Weg zu gehen. Jeder sollte seine Wurzeln, seinen Glauben finden. Der Glaube an Gott gibt Kraft und Stärke. Er hilft den Versuchungen des Alltags zu widerstehen. Der Glaube macht es möglich, das eigene Leben in den Griff zu kriegen und alle noch so schwierigen Aufgaben zu meistern. Doch ein einzelner gläubiger Mensch allein ist zwar stark, aber nicht so stark wie eine ganze Gruppe Gläubiger. Daher ist es sehr wichtig, dass sich die Menschen zusammentun, in Liebe und Harmonie miteinander leben und sich gegenseitig unterstützen und helfen. In der Gemeinschaft von Gleichgesinnten ist jeder Einzelne stark und geschützt.

Abuna Sami hielt den zweiten Teil der Predigt und erzählte uns über den Heiligen Mor Schemun d'Zayte. Mor Schemun ging schon als 10jähriger Bub in das Kloster Mor Gabriel. In dieser verstarb der damalige Bischof Gabriel. Zu seinem Begräbnis kamen sehr viele Menschen. Auf dem Begräbnis wurde der junge Schemun von einer Menschenmasse zu Tode zertrampelt. Die Menschenmasse war schockiert über den Tod des Buben und legte seinen kleinen leblosen Körper zum Leichnam des Heiligen Mor Gabriel. Sie beteten und wie ein Wunder erwachte Mor Schemun wieder zum Leben. Der Heilige Mor Schemun widmete sein gesamtes Leben Gott. Er vollbrachte unzählige Wunder im Namen des Herrn. So war er es, der einst für einen Kranken Wasser aus einem Stein fließen ließ. Der Kranke trank das Wasser und war von seinem Leiden geheilt. Diese und viele andere Wunder zeugten von seiner Heiligkeit. Seinen Beinamen d'Zayte jedoch erhielt Mor Schemun weil er einst 12.000 Olivenbäume gepflanzt hatte. Davon gewonnenes Öl deckte den Ölbedarf der damaligen Kirchen und Klöster. Mit dem Erlös des Olivenölertrages konnte auch vielen Notleidenden geholfen werden und auch errichtete er zahlreiche Klöster und Kirchen in der Region.

Die Familien Özkaya und Ersoy haben sich Mor Schemun d'Zayte als ihren Familienheiligen ausgesucht und im Anschluss an die Heilige Messe zu seinem Gedenken in den Pfarrsaal eingeladen. Im Pfarrsaal wurde bei heißen Getränken, frischem Fladenbrot, Fetakäse und natürlich Oliven eine rege Unterhaltung geführt.

Die Gemeinde war schon sehr neugierig auf den Diavortrag. Endlich war es dann soweit, Abuna Hans Hollerweger baute seine Diaprojektoren auf und die Show begann.

Traumhaft schöne Aufnahmen ließen das Herz der Tur Abdiner höher schlagen. Die Erinnerungen an die Heimat waren so präsent wie schon lange nicht mehr und natürlich rührten die Bilder auch zu Tränen. Abuna Hans zeigte Fotos aus der gesamten Region des Tur Abdin. Bilder von den zahlreichen Klöstern, Dörfern und Städten, genauso wie Aufnahmen aus dem Alltag der noch dort lebenden Suryoye. Große Freude löste ein Dia aus, das Granatäpfel zeigte aus. Diese Frucht, sehr gut gekannt und geliebt von Jung und Alt, ist wohl neben süßen Feigen und Trauben die typischste für die Gegend.

Aber besonders schön war ein Foto von einem Überbleibsel eines Freskos, aufgenommen in Enhil. Es zeigt das Gesicht Jesus. Der Rest des Freskos war nicht mehr zu erkennen. Abuna Hans nennt dieses Bild liebevoll "Der Jesus von Enhil". Zu diesem Dia spielte er uns noch das "Vater Unser" auf Aramäisch vor. Man hatte echt das Gefühl, als wäre man gerade in dem Kloster und würde alles live miterleben. Eine fantastische Erfahrung war das, richtiges Gänsehaut-Feeling löste dieser Moment bei allen Anwesenden aus!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Abuna Prof. Hans Hollerweger dafür, dass er den weiten Weg von Linz zu uns auf sich genommen hat. Vielen Dank dafür, dass er uns wieder in Erinnerung gerufen hat, wie unglaublich schön unsere Heimat, der Tur Abdin ist. Ich bin überzeugt davon, dass die wirklich beeindruckenden Aufnahmen und Erzählungen in sehr vielen von uns den Wunsch geweckt haben, in das Gebiet zu reisen und die Klöster zu besuchen. Und vielleicht führt es ja dann auch in weiterer Folge dazu, dass einige ganz zurückkehren um das Heilige Gebiet, den Tur Abdin (Berg der Knechte) wieder zu besiedeln und wieder aufzubauen!? Vielleicht erstrahlt schon bald die Gegend wieder in dem Glanz, in der Schönheit und Pracht, die sie einst hatte und die ihr auf jeden Fall zustünde?! Das wäre sehr wünschenswert, auch seitens Abuna Hans.

Wir wünschen Abuna Hans alles Gute, Kraft, Gesund und Gottes Segen, damit er auch weiterhin die Spuren des Tur Abdin aufzeichnen kann und damit die Sehnsucht der ausgewanderten Christen etwas stillen kann. Für seine Treue und Verbundenheit zu unserem Volk und Gebiet sprechen wir ein ehrwürdiges "Vergelt's Gott" und wünschen ihm, dass Gott ihn auf seiner heurigen Reise in das Gebiet begleiten möge.

Herzlichen Dank für den Besuch, herzlichen Dank für die Erinnerung!

Die Freude auf ein Wiedersehen in einem derartigen oder ähnlichen Rahmen ist seitens der St. Petrus und Paulus Pfarrgemeinde sehr groß!


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