Besuch von Aboon Mor Baselius Thomas I., Maferyono (Katholikos) des Ostens der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien

Trotz klirrender Kälte war das Gotteshaus ganz voll. Die Gläubigen wollten sich die einmalige Gelegenheit, ihren Maferyono Mor Baselius Thomas I. zu sehen, nicht entgehen lassen. Groß war auch die Freude über den überraschenden Besuch seiner Eminenz Erzbischof Mor Julius Jesu Cicek, der den hohen Geistlichen begleitete.

Etwas später als üblich wurde die Heilige Messe gelesen. Es war der Gedenktag des Heiligen Mor Schalito. Mor Schalito lebte zu König Konstantins Zeiten. Er vollbrachte zahlreiche Wunder im Gebiet des heutigen Ägyptens und mittleren Ostens. Maria Kisa las anlässlich des Festes ihres Familien-Heiligen aus dem Paulus-Brief.

In seiner Predigt erzählte Abuna Sami von der Bedeutung des stillen Gebets. Zacharias und Elisabeth waren ein älteres kinderloses Ehepaar. Trotzdem sie sehr gläubig waren, war es ihnen verwährt gewesen, ein Kind zu haben. Eines Abends erschien Zacharias der Engel Gabriel und verkündete ihm, dass Gott nun sein stilles Gebet erhört hätte und ihnen einen Sohn schenken wolle und sie diesen Johannes nennen sollten. Zacharias glaubte das nicht, waren er und seine Frau doch schon zu alt um Kinder zu kriegen. Das machte den Engel des Herrn etwas zornig; er ließ Zacharias aufgrund seiner Zweifel an der Größe Gottes verstummen. Erst nach der Geburt des Kindes würde sich seine Zunge wieder lösen, und er könne dann wieder sprechen. Ein stilles Gebet zu Gott wird immer erhört. Beten sollte man immer geheim, man sollte sich dafür vorbereiten. Ein Gebet, das lautstark und publik gesprochen wird, hat nicht dieselbe Bedeutung und Kraft wie ein stilles, persönliches Gebet zu Gott.

Abuna Sami bereitete seine Gemeinde auch auf die Ankunft der hohen Geistlichen vor. Voller Freude erzählte er von der Ehre, die uns seine Seligkeit Mor Baselius Thomas I. zukommen ließ. Mit dem Maferyono reiste einer seiner Bischöfe Mor Theophileos Kuryakos. Auch unser Erzbischof, seine Eminenz Mor Julius Jesu Cicek schloss sich der Europareise seiner Seligkeit an.

Zuvor wurden schon die Vorbereitungen getroffen. Die Frauenkommission und unzählige Helferinnen und Helfer hatten den Pfarrsaal für einen ehrwürdigen Empfang hergerichtet.

So gegen 15.00 Uhr war es dann so weit. Zwei Autos mit den hohen Geistlichen fuhren in den Hof der Pfarre. Der rote Teppich war ausgebreitet und die Kinder und Jugendlichen der St. Petrus und Paulus Gemeinde erwarteten den geistlichen Besuch vor der Kirche, während die Erwachsenen mit den Ministranten/innen in der Kirche warteten. Kaum war seine Seligkeit aus dem Auto ausgestiegen, erstrahlte der Hof. Es war wahrlich wie der oft zitierte Heiligenschein, der diesen doch eher klein gewachsenen dunkelhäutigen Menschen so unglaublich groß und strahlend dastehen ließ. Seine Frömmigkeit und die unglaubliche Güte, die von ihm ausging, ließ das Herz jedes Gläubigen höher schlagen. Seine Seligkeit wurde von Abuna Sami eingekleidet, ein schöner Blumenstrauß wurde überreicht und dann schritten die hohen Geistlichen über den roten Teppich ins Gotteshaus. Neben Hymnen von den Ministranten waren Freudenträller und Applaus ihre Begleiter auf den Weg hinein.

Im Gotteshaus selbst ging der freudige Empfang weiter - immer noch tobender Applaus und noch mehr lautstarke und feierliche Freudenträller, die kein Ende zu nehmen scheinen wollten, sogar als die Geistlichen schon am Altar standen. So groß war die Freude und Begeisterung der St. Petrus und Paulus Gemeinde über ihren hohen Besuch.

Sichtlich gerührt über diesen sehr herzlichen und feierlichen Empfang nahm seine Seligkeit Platz. In seiner Eröffnungsrede drückte Abuna Sami die Freude seiner Gemeinde nochmals in Worten aus. Auch unser Bischof Mor Julius Jesu Cicek sprach zu uns. Er erzählte uns auf Aramäisch über die unermüdliche Arbeit und das Engagement seiner Seligkeit, der in Indien neben dem Bau unzähliger Kirchen auch ein syrisch-orthodoxes Priesterseminar geschaffen hatte. Und dann sprach seine Seligkeit zu uns. Er sprach auf Indisch, was aber von seiner Eminenz Mor Theophileos Kuryakos in perfektes Deutsch übersetzt wurde. Kernaussage waren Danksagungen an unseren Bischof Mor Julius Cicek, der als großzügiger Förderer des Priesterseminars gilt, natürlich auch an Abuna Sami und seine Gemeinde für die liebevolle Begrüßung.

Seine Seligkeit sagte, er hätte selten einen derart frommen Priester gesehen, der unermüdlich und aufopfernd für seine Gemeinde und die syrisch-orthodoxe Kirche dient. Seine Wertschätzung und seinen Respekt brachte seine Seligkeit mit einem wunderschönen Kreuz zum Ausdruck, das er Abuna Sami umhängte. Dieser Moment erinnerte alle Anwesenden an die Priesterweihe unseres Pfarrers und rührte alle zu Tränen. Freudenträller, tobender Applaus und laute Freudenkommentare zeugten von der Begeisterung der Gemeinde. Eine wahrlich unglaubliche Ehre, die seine Seligkeit unserem Abuna Sami da zukommen ließ! Noch nie hatte ein syrisch-orthodoxer Priester nach nur so kurzer Amtszeit - Abuna Sami ist seit ca. zweieinhalb Jahren Priester - eine derart hohe Auszeichnung erhalten!

Seine Seligkeit erteilte jedem Einzelnen der Gläubigen den Segen vor dem Verlassen des Gotteshauses.

Sowohl die hohen Geistlichen als auch die Gemeinde freuten sich auf die kleine Jause im Pfarrsaal. Ein voller Bauch hört besser zu - und so konnten die restlichen Feierlichkeiten im Pfarrsaal besser genossen werden.

Zahlreiche Prominente (Dr. Marte, Präsident Pro Oriente; Prof. Dr. Franz Gschwandtner, ...) und Vertreter der Schwesterkirchen, wie Pater Richard, Pater Erwin Hohner (Dechant im 22. Bezirk), Abuna Papaz (Rum-Orth. Kirche), Abuna Johannes (Koptische Kirche) und unser indischer Mitbruder Abuna Luka gaben uns die Ehre und feierten mit uns den Empfang unseres Maferyono.

Neben Gesprächen wurden auch Hymnen vorgetragen, auch war der Auftritt von Rafael Ücel (er sang "'It suryoyto korohamnolach") sehr professionell. Und natürlich wurden auch gegenseitig Geschenke überreicht. Der Kirchenratsvorsitzende Ibrahim Akcan überreichte, neben einer Geldspende, seiner Seligkeit ein schön gearbeitetes Werk zur Erinnerung an den Besuch in der St. Petrus und Paulus Pfarre - das Logo der Pfarre. Der Jugendrat drückte seine Freude über den ehrenvollen Besuch mit lieben Worten und einem Blumenstrauß aus. Daniel Albayrak, das neuentdeckte Schnitzertalent der Pfarre, übergab seiner Seligkeit einen sehr fein ausgearbeiteten Hostienstempel. Von unserem hohen Gast erhielt die Pfarre - neben der hohen Auszeichnung für unseren Priester auch noch handgearbeitete Utensilien zum Zelebrieren der Heiligen Messe.

Es war ein wirklich sehr schöner Tag bzw. Abend. Ich bin überzeugt davon, dass jeder der Anwesenden dieses Erlebnis nicht vergessen wird und vor allem hoffe ich, dass sich jeder der Anwesenden seine Seligkeit als Vorbild für Güte, Bescheidenheit, Ausstrahlung und Liebe nehmen kann!

Möge Gott unsere Kirchenoberhäupter stets mit Gesundheit, Kraft und Stärke segnen! Uns Gläubigen möge unser Herrgott die Kraft und den Glauben geben, unsere Kirche in jeder Weise unterstützen zu können.


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