Ostermesse
Es war Samstag ca. 21.00 Uhr als die ersten Gläubigen sich bereits am Pfarrhof tummelten. Man wollte rechtzeitig da sein, um sich einen Sitzplatz zu sichern. Sitzplätze sind an Festtagen wie diesen absolute Mangelware. Mit dem Ende der Karwoche, der Leidenswoche Christi, war auch das "Leiden" der Gläubigen - die 50tägige Fastenzeit - beendet. Grund genug für die Vorfreude auf den Festgottesdienst und das anschließende Ostereier-Essen.

Gleich zu Beginn der Messe entschwand Abuna Sami hinter dem Altar. Wenige Augenblicke später schon kam er, das goldene Kreuz in den Händen haltend wieder hervor und verkündete seiner Gemeinde: "Unser Herr, Jesus Christus ist von den Toten auferstanden!" Diesen Satz wiederholte er exakt dreimal in drei unterschiedlichen Sprachen: Aramäisch, Deutsch, Türkisch. Das Kreuz symbolisierte während der gesamten Karwoche den Leib Christi.

Nachdem Abuna Sami das goldene Kreuz an seinem rechtmäßigen Platz gestellt hatte, fuhr er mit dem Lesen der Messe fort. Einen sehr feierlich und festlich abgehaltenen Gottesdienst durften die Anwesenden erleben.

Besim Yildiz las aus dem Brief des Apostel Paulus über den Glauben an die Auferstehung Christi. In seiner Predigt sagte Abuna Sami, dass der Mensch durch Adam den Tod und durch Jesus Christus die Auferstehung von den Toten erlebe. Seine Predigt galt vor allem der Jugend, die er zum Ausleben des Glaubens und der Weiterführung der Sitten, Bräuche und Traditionen der syrisch-orthodoxen Christen aufrief.

Höhepunkt war die Prozession durch das Gotteshaus und der anschließende Ostergruß. Bevor die Gläubigen das Gotteshaus verließen, erhielten sie noch die Heilige Kommunion, da sie zuvor das Sakrament der Buße empfangen hatten.

Im Anschluss an die Heilige Messe wurden an die Anwesenden Ostereier, gespendet von Yahkub Haddad, verteilt. Trotz der späten Stunde und kühlen Abendtemperaturen trat man zum einen oder anderen Eierbecken-Turnier an oder ließ sich das Ei in der Dunkelheit schmecken. Natürlich wurde diese wichtige Beschäftigung immer wieder gut und gerne durch das gegenseitige "Etho bricho"-Wünschen unterbrochen. Gerne doch küsst man und lässt man sich küssen an dem für die Christen wichtigsten Fest!

Ostermontag "Thnahto"
Strahlend blauer Himmel und Sonnenschein am Ostermontag! Nachdem Abuna Sami die ca. 1stündige Messe des Ostermontags gelesen hatte, fuhr man gemeinsam zum Zentralfriedhof um dort zuerst für die Verstorbenen zu beten und dann in gemütlicher Atmosphäre das traditionelle Thnahto-Essen zu erleben.

Außer den unzähligen syrisch-orthodoxen Gläubigen war auch ein Kamerateam zugegen, das anlässlich der Universum-Produktion "Der Wiener Zentralfriedhof" die Gemeinde beim Feiern des Auferstehungsfestes filmte.

Nachdem Abuna Sami seine traditionellen Gebete für die Verstorbenen sprach, widmete man sich dem leiblichen Wohl und ließ sich die hausgemachten Leckereien schmecken.

Oster-Havle
Oft erlebt und immer wieder schön sind die Osterfeiern der St. Petrus und Paulus Pfarre! Diesmal reiste der Sänger Melke Destici mit seiner "Gudo d'Urhoy" eigens aus Schweden ein, um die Gemeinde musikalisch zu verwöhnen.

Schon zu Beginn des Abends war der Saal sehr gut besucht. Die Stimmung stieg binnen Sekunden dermaßen an, dass das Verlangen nach kühlen Getränken schnell befriedigt werden musste.

Für besondere Unterhaltung sorgte Simaan Asmar, der zwei Sketches eigens für den Abend schrieb und vorbereitete. Vorgeführt von den beiden Parodisten Aydin Akgül und Ilyas Ay waren die Kurzauftritte besonders amüsant.

Auch hatten die Nachwuchstalente Sandra Bakac und Rafael Ücel wieder einmal einen perfekten Auftritt geboten.

Und die größte Überraschung des Abends erlebte wohl Gülay Arslan, die Ende Mai ins Ausland heiratet. Mit sehr ergreifenden Worten und unaussprechbar schönem Goldschmuck verabschiedeten sich der derzeitige Jugendrat und die Frauenkommission (inkl. die Damen der vergangenen Periode) von "der rechten Hand des Abuna".

Erlaubt mir an dieser Stelle bitte ein paar persönliche Worte!

Barechmor Abuna! Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gemeinde, liebe Freunde!

Ich war auf der Havle von dieser Überraschung dermaßen gerührt, dass ich kaum die richtigen Worte fand. Eine derart liebe Geste, ist mir wirklich sehr, sehr selten passiert. Ich danke euch allen von ganzem Herzen! Allen voran danke ich natürlich unserem Abuna, der der Motor - das Herzstück - für die ganze Gemeinde ist! Abuna Sami, durch dich ist mir die Bedeutung von "Religion" und "Gemeinschaft" erst so richtig bewusst und klar geworden. Ich bin wirklich sehr froh und dankbar, das alles mit euch erlebt zu haben. Die Zusammenarbeit mit euch für die Gemeinde war eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ich habe sehr viel gelernt von euch und dafür danke ich euch allen!

Wenn ich erstmal meinen neuen Weg gegangen bin, kann ich voller Stolz auf eine Gemeinde zurückblicken, die wirklich was darstellt! Eine Gemeinde, die ein Pfarrteam hat, das keine Kosten und Mühen scheut und mit Herz und Seele sein Bestes gibt! Ich danke Gott dafür, ein Teil dieses Teams gewesen sein zu dürfen und verspreche, nach Möglichkeit, auch weiterhin für und mit der St. Petrus und Paulus Pfarre zusammen zu arbeiten! Ich bedanke mich selbstverständlich besonders herzlich für das wunderschöne Geschenk. Es wird mich stets an euch und die schöne Zeit mit euch erinnern! Vielen herzlichen Dank dafür!!

Der St. Petrus und Paulus Pfarre wünsche ich von ganzem Herzen das Allerbeste! Möge Gott eure Harmonie und Liebe zueinander niemals schmälern! Aloho mosed i hubathchu!!

Bleibt wie ihr seid, denn das ist wirklich gut ;-) ... und vergesst mich nicht, denn ich werde euch bestimmt nicht vergessen, sondern so oft wie möglich besuchen ;-)

Alles Liebe für euch und nochmals meinen allerherzlichsten Dank für alles!
Gülay

Mit diesen Dankesworten möchte ich den Artikel über das Osterfest 2005 beenden. Das ist wohl einer der letzen Beiträge, daher verzeiht bitte, dass er etwas länger als üblich ausgefallen ist. Fushun b'shlomo!